Fischer hält den Punkt fest

Lisa Marie Fischer pariert - © hffn.de

Am 9. Spieltag der Oberliga empfing der Aufsteiger HSV II. das Team von Bergedorf 85. Die Saison verlief für die Rothosen bis dahin wechselhaft, zuletzt gab es den dritten Sieg bei Grün-Weiß Eimsbüttel. Daran wollten sie anknüpfen. Für die Elstern dagegen ging es darum, nach zuletzt drei Niederlagen in Serie wieder die Form vom Saisonbeginn zu finden, als sie fünf Spiele unbesiegt blieben.

Zunächst schien der Bergedorfer Plan aufzugehen: Freistoß von Eileen Schubring von rechts zurückgelegt, Mirjam Reißer zog aus dem Rückraum ab, und ihren Schuss lenkte Jeana Fleischer ins lange Eck – 0:1 nach zwei Minuten. Das ging nicht nur dem Berichterstatter zu schnell, auch der HSV-Abwehr. Die Antwort des Hamburger SV ließ nicht lange auf sich warten: Lucy Schwarks Flanke von rechts wurde von Bergedorfs Keeperin Lisa Marie Fischer falsch eingeschätzt und prallte vom Bauch Julijana Mavraks zum 1:1 ins Tor (5.). Ein flotter Beginn. Für manche zu flott. Der HSV versuchte nachzusetzen, aber Justine Siever verzog aus spitzem Winkel. Die Beschreibung der Anfangsphase täuscht allerdings etwas: Der HSV hatte große Probleme, von hinten heraus aufzubauen, und war häufig ungeordnet – etwas, das er im ganzen Spiel nicht recht abstellen sollte. Bergedorf überbrückte schnell das Mittelfeld und war mit Standards brandgefährlich. So auch in Minute 15, als ein abgefälschter Schuss von Reißer einen Eckball einbrachte. Den servierte Malwina Dziedziela auf den Kopf von Sara Valad Khani, deren Kopfball ging am langen Eck vorbei. Die Partie wurde ruhiger, aber auch zerfahrener. Bergedorf ließ den HSV spielen und verlegte sich darauf, sicher in der Defensive zu stehen. Der Gastgeber kam über Ansätze kaum hinaus. Naina Fiebranz prüfte nach 21 Minuten mal Fischer mit einem Schuss aus gut und gern 30 Metern, und die Schlussfrau der Elstern lenkte zur Ecke ab.

Justine Siever im Strafraum - © hffn.de
Justine Siever war beim HSV ein seltener Aktivposten in Halbzeit 1

Auf der anderen Seite kam Bergedorf nach 36 Minuten selbst zum Eckball. Dziedziela brachte den Ball von rechts herein, Evelyn Holst klärte entschieden zu kurz, und Nina Protzen setzte das Leder oben links zum 1:2 in den Winkel. Es war die Belohnung dafür, dass die Elstern insgesamt gedankenschneller, energischer und mehr Siegeswillen agierten. Die gefährlichste Aktion des HSV vor der Pause bestand darin, dass Fiebranz links mit einem hohen Ball Siever bediente, die sich im Strafraum gegen Elma Tanudjaja behauptete und nach Doppelpass mit Joline Floeter aus spitzem Winkel auf Fischer zielte (41.).

Torjubel von Nina Protzen - © hffn.de
Nina Protzen jubelt über ihr Tor

Das Eckenverhältnis von 8:2 beim Gang in die Kabinen war Zeugnis dafür, wer mehr vom Spiel hatte. Allerdings brachte es der HSV nicht zustande, die optische Überlegenheit in Zählbares umzusetzen, und seien es nur Torchancen. Einzig Siever sorgte bei den Gästen für Stresspusteln. Die Bergedorferinnen agierten clever mit langen auf die Flügel und brachten so immer wieder Gefahr in Tornähe des Aufsteigers, dessen Defensive häufig zu behäbig und unkonzentriert auftrat. Das lag aber auch an der zu eng stehenden Dreierreihe im Mittelfeld, die das Umschalten der Elstern nicht zu unterbinden vermochte und sich im Spiel nach vorn selbst den Raum zum Spielen nahm. Entsprechend musste Kapitänin Janine Minta, die sehr oft zu spät abzuspielen versuchte, zur Pause draußen bleiben, und dafür kam Julie Nachtigall. Auch Bergedorf wechselte, gleich doppelt, und brachte Vera Sulyndina und Stephanie Krohn für Tsee-King Chan und Shiva Fannipour.

Noch ehe sich irgendwelche Konsequenzen der Auswechslungen zeigen konnten, war Bergedorf auf bestem Weg, die drei Punkte mitzunehmen: Nach einem Abwehrfehler war Fleischer durch, ging auch an Kira Bahr vorbei und vollendete zum 3:1 für die Gäste (48.). Auch wenn der HSV durch Mavrak in der 52. Minute hätte verkürzen können, schien der Drops gelutscht. Zumal es auf der Gegenseite Elfmeter gab, als Weisser gegen Fleischers Dribbling den Kürzeren zog und sich nur mit einem Foul wehren wusste. Die eingewechselte Krohn verpasste jedoch, den HSV endgültig zu besiegen, schoss den fälligen Elfmeter links am Tor vorbei. Sie konnten es sich doch eigentlich leisten.

Jeana Fleischer vor Kira Bahr - © hffn.de
Jeana Fleischer ist frei vor Kira Bahr durch …
Jeana Fleischer überspringt Kira Bahr - © hffn.de
… geht an der Torhüterin vorbei …
Jeana Fleischer schiebt ins leere Tor - © hffn.de
… schiebt den Ball ins leere Tor …
Jeana Fleischer dreht jubelnd ab - © hffn.de
… und dreht jubelnd ab

Bis Nachtigall sich im Mittelfeld durchsetzen und einen Diagonalpass in den Rücken der Bergedorfer Viererkette spielen konnte. Mavrak war gestartet und wurde von Sulyndina vor dem Strafraum gelegt. Sah es zunächst so aus, als würde die Eingewechselte sehr zum Unverständnis der HSV-Trainerin Breuer nur mit einer Verwarnung davonkommen, zog Schiedsrichterin Rbib jedoch zurecht die rote Plastikkarte heraus. Ab der 58. Minute war Bergedorf nun also in Unterzahl, und sofort kippte das Spiel. Den anschließenden Freistoß setzte Nachtigall zwar links am Tor vorbei. Sie und ihre Mitspielerinnen verstärkten jedoch den Druck und bauten ihr spielerisches Übergewicht noch weiter aus. Die Ballbesitzquote in diesen letzten 32 Minuten dürfte ungefähr bei 80 Prozent gelegen haben. Und trotzdem hatten sie Glück, dass Bahr es kurz darauf gelang, Fleischer weit genug nach außen abzudrängen, um das 1:4 zu verhindern.

Freistoß Julie Nachtigall - © hffn.de
Julie Nachtigall versucht den Freistoß direkt …
Der Freistoß verfehlt das Tor - © hffn.de
… zieht aber merklich links vorbei
Saskia Breuer unzufrieden - © hffn.de
Trainerin Saskia Breuer war mit der Leistung ihres Teams nicht einverstanden

Die Chancen der Platzherrinnen wurden größer. Mavrak scheiterte zwei Mal, an Fischer und Protzen und der eigenen Ungenauigkeit. Dann zog Holst einen Schuss aus dem Rückraum aufs kurze Eck und zwang Fischer zu einer sehenswerten Flugparade im oberen Winkel (66.). Insgesamt aber war Breuer weiterhin unzufrieden mit der Spielweise ihrer Truppe, die viel zu leicht auszurechnen war und zu eindimensional ihr Spiel aufzog. Es brauchte eine Einzelaktion und einen Schuss Bergedorfer Naivität. In der 71. Minute steckte zunächst Mavrak auf Floeter durch, deren Schuss Fischer parierte. Im direkten Gegenzug schoss Schubring aus der Distanz flach auf Bahr. Und noch immer keine 60 Sekunden nach der Floeter-Chance ging Siever links steil, spielte Krohn aus, zog nach innen und bolzte das Leder vom Fünfmetereck stramm in den kurzen Winkel – 2:3.

Justine Siever zieht nach innen - © hffn.de
Justine Siever zieht entlang der Torlinie nach innen …
Justine Siever zieht ab - © hffn.de
… schießt aus spitzem Winkel selbst …
Lisa Marie Fischer ist geschlagen - © hffn.de
… und trifft zum 2:3 ins kurze Eck

Nächste Szene, gleiches Schema, 120 Sekunden später: Naward links auf Siever, die ging wieder an Krohn vorbei, passte nun aber quer zurück in die Mitte. Dort nahm Floeter die Kugel an, zwang Valad Khani zu einer Richtungsänderung gegen den Lauf, schickte sie mit einer schnellen Drehung ins Leere und schoss den Ball zum 3:3 unter die Latte (73.). Und es war noch reichlich Spielzeit übrig.

Justine Siever geht vorbei - © hffn.de
Wieder zieht Siever außen vorbei und nach innen …
Joline Floeter im Strafraum - © hffn.de
… Joline Floeter nimmt den Pass gegen den Lauf an …
Joline Floeter schlägt einen Haken - © hffn.de
… wechselt nochmal die Richtung …
Joline Floeter gleicht aus - © hffn.de
… und versenkt zum 3:3

Beide Teams wechselten nochmal. Der hohe Aufwand bei den Rothosen schien nun aber seinen Tribut zu fordern, die Beine wurden zusehends schwerer. Als Fleischer am eigenen Fünfer eine Flanke von Jana Arnecke hoch über ihre eigene Keeperin in die Mitte köpfte, war Naward zur Stelle, nahm das Spielgerät direkt – und traf genau auf Tanudjaja. Fleischers Klärung auf der Linie kam zu Nachtigall, die abzog, doch dieses Mal stand Protzen im Weg (78.). Die beste Chance hatte Nachtigall fünf Minuten später: Fiebranz legte sich einen Freistoß, den die eingewechselte Emilia Schwerdtfeger ihr zugespielt hatte, für einen strammen Abschluss vor, den Fischer nur nach vorn prallen lassen konnte – direkt vor die Füße von Nachtigall. Aus fünf Metern setzte sie das Runde in Rücklage über das Torgestänge. Es war die letzte Möglichkeit des Spiels.

Naina Fiebranz zieht ab - © hffn.de
Naina Fiebranz mit einem strammen Schuss aus dem Rückraum …
Lisa Marie Fleischer wehrt den Schuss ab - © hffn.de
… Lisa Marie Fleischer wehrt nach vorn ab …
Julie Nachtigall mit dem Nachschuss - © hffn.de
… Julie Nachtigall ist mit der Fußspitze am Ball …
Julie Nachtigall schießt über das Tor - © hffn.de
… und verpasst den Siegtreffer

Nach Spielanteilen und Chancen hatte die zweite Mannschaft des HSV im Abstiegskampf zwei wichtige Punkte verloren. Ihnen fehlte es jedoch an Vollstreckerqualitäten. Sie waren über 90 Minuten die aktivere Mannschaft, aber Bergedorf 85 war lange die torgefährlichere, weil sie sich cleverer präsentierten und vor allem den unbedingten Willen zeigten, die drei Punkte mitzunehmen. Der von den Paraden Lisa Marie Fischers gesicherte eine Punkt war für die Gäste daher auch verdient.


Spieldaten:

Hamburger SV II.: Kira Bahr – Evelyn Holst (77. Emilia Schwerdtfeger), Naina Fiebranz, Mathilda Weisser, Jana Arnecke – Aryanna Naward, Janine Minta (46. Julie Nachtigall), Lucy Schwark – Justine Siever, Joline Floeter, Julijana Mavrak

FC Bergedorf 85: Lisa Marie Fischer – Tsee-King Chan (46. Stephanie Krohn), Nina Protzen, Elma Tanudjaja, Shiva Fannipour (46. Vera Sulyndina) – Burcin Boran, Sara Valad Khani – Malwina Dziedziela, Mirjam Reißer, Eileen Schubring (76. Ronja Porwitzki) – Jeana Fleischer

Schiedsrichter-Gespann: Sabrina Rbib mit Dennis Zwalinna und Lars Christian Rosengarth

Zuschauer: ca. 20

Tore: 0:1 Fleischer (2.), 1:1 Mavrak (5.), 1:2 Protzen (36.), 1:3 Fleischer (48.), 2:3 Siever (71.), 3:3 Floeter (73.)

Gelbe Karten: Schwerdtfeger (90.) / –

Rote Karte: Sulyndina (58. Minute, Bergedorf 85, wegen Notbremse)

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